Opiatabhängigkeit: „Ich bin abhängig, aber nicht suchtkrank“
Morgens spritzt Thomas Möller sich Stoff, dann geht er ins Büro. Seit 30 Jahren nimmt er Opiate. Ohne sie leben? Unvorstellbar. Über eine Sucht inmitten der Gesellschaft.
Von Maike Brülls
Dieser Artikel ist Teil der Serie Global Drug Survey in der ZEIT ONLINE über Drogen im Alltag berichtet. Dazu haben wir gerade exklusiv Ergebnisse der gleichnamigen weltweit größten Drogenumfrage veröffentlicht.
Manchmal braucht Thomas Möller* eine Stunde, um eine Vene zu finden. Weil unberührte Haut rar ist, müssen noch verheilende Einstichlöcher herhalten, um seinen Körper mit Stoff zu versorgen. Seit mehr als drei Jahrzehnten geht das so. Lange setzte er auf Heroin, mittlerweile ist es Polamidon, ein vollsynthetisch hergestelltes Opioid, das ihn funktionieren lässt. Thomas Möller ist drogenabhängig und führt doch ein geregeltes Leben. Heute zumindest.
Während Möller im Badezimmer konzentriert eine Stelle für seinen Schuss sucht, sitzt seine Frau vor dem Fernseher. Sie weiß, was er tut, weiß, dass er es braucht, und akzeptiert es. Wie Möllers restliche Familie, Freunde und sein Arbeitgeber.